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Rezension:Von Meisterhand: Wenn Modedesigner zeichnen (Gebundene Ausgabe)

"Wenn ich zum Stift greife, weiß ich nicht, was ich zeichnen werde. Ich habe keine vorgefertigte Idee. Es ist der Zauber des Augenblicks. Ich beginne mit einem Frauengesicht, und dann entwickelt sich auf einmal ein Kleid, das Stück nimmt Form an. Mich überrascht dieser Ansturm von Ideen, diese Fähigkeit, Kleidung zu ersinnen, immer wieder aufs Neue. Niemand ist erstaunter darüber als ich. Wenn der Entwurf fertig ist, bin ich sehr glücklich. Manchmal funktioniert es, manchmal auch nicht. Dann muss man etwas anderes tun. Aber man wird auf jeden Fall erneut zu Papier und Stift greifen." ( Yves Saint Laurent)


Dem Klappentext ist zu entnehmen, dass die Autorin des vorliegenden Buches Laird Borrelli Historikerin mit Schwerpunkt Modegeschichte und Museumswissenschaften ist. Sie leitete als Kuratorin verschiedene internationale Projekte und Ausstellungen und hat vier erfolgreiche Bücher über Mode und Design veröffentlicht.

" Von Meisterhand " beinhaltet 280 Modezeichnungen von 60 gefeierten , renommierten zeitgenössischen Designern, wie etwa Christian Lacroix, Sonja Rykiel, Yves Saint Laurent, Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop, aber auch von jungen Visionären wie Jens Laugesen, Rodarte und Rosanda Ilincic. Die meisten der Skizzen waren, wie man der Einleitung entnehmen kann, nicht zur Veröffentlichung gedacht. Man muss sie als Arbeitsdokumente bereifen und als persönliche Formen des Ausdrucks. Es sind gewissermaßen visualisierte Gedankenabläufe eines Designers.

Man darf diese Skizzen nicht mit technischen Modezeichnungen verwechseln. Diese enthalten nämliche alle nötigen Informationen um ein Kleidungsstück anzufertigen. Vorliegende Skizzen sind Inspirationen, zu dem, was später folgt. Die meisten dieser Skizzen sind von Hand gezeichnet und in meinen Augen kleine Kunstwerke. Wohl gibt es zwischen einer Skizze und einem fertigen Kleidungsstück Zusammenhänge, aber der Unterschied ist immer erheblich, weil der erste Entwurf mehrmals verändert wird. Modeskizzen sind auf Papier festgehaltene schöne Ideen.

Jeder einzelne Designer erklärt im Buch in knappen Sätzen,, was ihm das Zeichnen bedeutet. Für die meisten ist es der wichtigste Teil ihrer Arbeit. Für Antonio Ciutto beginnt mit der Skizze bereits die stoffliche Ausführung. Schon da kann man diese durchdenken und technische Fragen klären. Interessant sind übrigens die mit dem Computer bearbeiteten Zeichnungen von Betsey Johnsen. Christian Wijnants konstatiert, dass es auf die innere Verfassung ankommt, wenn man zeichnet und Gefühle , Zweifel und Unstimmigkeiten auf dem Papier deutlich werden. Er artikuliert, was die anderen wohl auch fühlen.

Für Gianfranco Ferre war das Zeichnen eine immerwährende Leidenschaft, der er fast 40 Jahre treu geblieben ist. Seine Tuschezeichnungen auf Papier sind sehr schwungvoll und elegant. Alle Zeichnungen verdeutlichen die große Kreativität des Künstlers. Lagerfelds Ideen haben das gewisse Etwas bei zeitgleicher Erdverbundenheit. Rykiels Zeichnungen lassen den Blick länger verweilen. Ihre Skizzen sind vielleicht am überzeugendsten. Neben handwerklichem Geschick beinhalten sie Witz und Esprit. Susan Cianciolo ist der Liebling der New Yorker Modeszene. Sie sagt, dass eine Zeichnung abstrakt sei und ihr erkläre welche Geschichte sie erzählen und entwickeln soll. Diese Designerin fertigt ihre Skizzen mit Bleistift, Tusche, Aquarellfarben und Klebeband an. Es sind hübsche Collagen von beachtlichem künstlerischem Wert. Joop lässt den Leser schließlich wissen, dass das Zeichnen die " wahrhaftigste, schnellste und kommunikativste Kunst ist ", die er beherrscht. Seine Skizzen sind voller Eleganz. Er ist wohl einer der besten Zeichner seiner Zunft.

Ein schönes Buch, für Menschen, die Freude an Ästhetik haben und Stilempfinden besitzen.


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