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Rezension: DIVINE X Design- Das Kleid in der Antike- Nünnerich-Asmus Verlag & Media

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen, zweigeteilten Ausstellung "DIVINE X Design- Das Kleid in der Antike", die bis zum 8. Oktober 2017 in der Glyptothek und den Staatlichen Antikensammlungen in München gezeigt wird. 

Motiv für die Ausstellung war die Frage, in welcher Form Kleidung aus der griechischen Antike Impulsgeber für heutiges Modedesign sein kann. Dabei dienten den Studierenden des Studiengangs Mode und Design  zu Inspiration griechische Statuen aus Marmor, Ton und Bronze, zudem Abbildungen von bekleideten und nackten Menschen auf antiker Keramik. Durch diese Statuetten können Kleiderformen und –farben, Muster und Tragweisen, aber auch Veränderungen in der Bekleidung im Laufe der Zeiten nachvollzogen werden. 

Zu sehen sind im Katalog u.a. Abbildungen vom alltäglichen Hantieren mit Kleidung durch Anziehpuppen aus Ton und Verweise auf den rituell religiösen Umgang mit Kleidung in Übergangsphasen des Lebens. Auch Gegenstände aus dem Bereich der Kosmetik, zudem Haar- und Gewandschmuck werden präsentiert, damit man eine Vorstellung von der damaligen Körperpflege erhält. Bei allem möchte die Ausstellung aber primär einen Dialog mit dem Kleid in der Antike ermöglichen. 

Der Katalog will zudem auch der zeitgenössischen Mode gerecht werden. So werden zudem Transformationen der damaligen Mode anhand  von  zwei neuen Modekollektionen gezeigt. 

Die Texte im Buch stellen eine inhaltliche Vertiefung der in der Ausstellung visualisierten Themenfelder dar. Ergänzt werden sie durch die Erläuterungen der wahrlich gelungenen Modekollektionen. 

Man erfährt Näheres über das Kleid als Auflösung des Trennenden anhand eines attischen Grabreliefs und kann sich u.a. mit einem bemerkenswerten Essay von Elke Katharina Wittich über antike Kleidung näher befassen. Antike Selbstinszenierung durch Kleidung wird erörtert und man erfährt, dass selbst der Konsum modischer Artikel uns in der bildenden Kunst der Antike überliefert wurde. So stehen beispielsweise eine Vielzahl feiner Stoffe, Schals, Parfüms und Fächer sowie Schmuckstücke im Zentrum der gezeigten Bilder. 

Über Gewänder und ihre Wertschätzung im Spiegel der antiken Literatur wird man aufgeklärt und kann sich in die wunderbaren Kleider  der  Modekollektionen  des Hier und Heute verlieben, so etwa in ein Kleid, das von dem Gewand der Statue der Leda inspiriert wurde. Die Designstudentin Susanna Niklas hat es entworfen. Man erfährt ähnlich wie bei den anderen gezeigten Modellen der Kollektionen jeweils Näheres zur Bearbeitung, zum Material und zur Gestaltung und wird über die Herstellung antiker griechischer Kleidung sehr gut informiert. 

Hier geht es ums Weben und Spinnen und um die Sprangentechnik, mittels derer Textilien ungewöhnlich dehnbar und elastisch wurden. Färben, Dekore und Muster, auch exotische Materialien in antiken Zeiten sind ein  weiteres Thema und man liest zudem Erhellendes über schöne Frauenkleidung damals im Kontext der Hochzeit. Es ist erstaunlich, was alles aus jener Zeit bekannt ist im Hinblick auf Körperpflege und Kosmetik. So etwa auch, dass die ersten Cremes aus Butter oder Tierfett bestanden, es schon Duftöle gab und Frauen selbstverständlich damals auch daran interessiert waren, attraktiv zu sein.   

Über griechische Männerkleidung wird man zum Schluss informiert  Auch was Kinder trugen bleibt dem Leser und Betrachter des Buches nicht verborgen und man liest zudem, welche Kleider den Göttern zugeordnet wurden. 

Alles in allem ein spannend zu lesender Katalog, zu einer Ausstellung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. 

Sehr empfehlenswert.

Helga König 

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