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Rezension: Sari: Das schönste Kleid der Welt (Gebundene Ausgabe)

Sari- Das schönste Kleid der Welt ist ein Prachtband, der sich mit Traditionen, Stoffen und Wickelstilen aus Indien befasst. Als Herausgeber wird Martand Singh genannt. Die inspirierenden Fotos  wurden von Renuka Kelkar realisiert und Autorin ist Rta Kapur Chishti, die in Neu- Dehli eine "Sari School" gründete. Dort werden Saris hergestellt und Workshops zum Tragen von Saris angeboten.

Das Buch beginnt mit einer Einführung zum Thema Sari, verfasst von Rta Kapur Chishti. In Indien trägt der Sari in verschiedenen Landesteilen unterschiedliche Namen (ludga, dhoti, Pata, seere, sadlo, kapad) und wird zudem in Form und Struktur, in Verwendung und Brauch unterschiedlich interpretiert. Dabei sind neben den im Buch vorgestellten 108 Wickelarten und Tragestilen stets auch persönliche Varianten möglich. Interessanterweise lässt die Art, wie der Sari getragen wird, auf den Charakter und die Haltung der Trägerin schließen.

Das Kleidungsstück ist heute in Indien immer mehr ein Gewand für bestimmte Anlässe. Auch vor dem Sari hat die Globalisierung demnach nicht halt gemacht.

Das Werk basiert auf jeweils dreieinhalbmonatigen Reisen durch jeden der beschriebenen Bundesstaaten, mit Ausnahme von Goa und Kerala. Die Reisenden fanden mit dem Sari als Kompass durch das Labyrinth des materiellen und textilen indischen Kulturerbes. Ermittelt werden konnte auf diesen Reisen, dass Weber, Drucker und Färber in Dörfern wie in kleinen und großen Städten eine einzigartige, mathematisch gebildete und zugleich auch ästhetisch denkende Ressourcengruppe bildeten.

Die Recherchen und Forschungsreisen sind nur möglich gewesen aufgrund der Schirmherrschaft und Förderung durch den Entwicklungsbeaufgtragten für Handweberei der indischen Bundesregierung und der Unterstützung der Direktoren der Regierungsbehörden für Handweberei, der Textilunternehmen und des Weavers Service Centers in den einzelnen Bundesstaaten.

Nachdem man zunächst mit der Sprache, den Maßen und den Faltsystemen des Saris vertraut gemacht wird, hat man Gelegenheit mehr über Traditionen, Stoffe und Wickelstile in den einzelnen Bundesstaaten in Erfahrung zu bringen. Vorgestellt werden 15 Bundesstaaten, in den Saris kreiert werden. Dabei handelt es sich um: Kerala, Karnataka, Goa, Maharashtra, Gujarat, Madha Pradesh, Chhattisgarh, Uttar Pradesh und Uttarakhand, Bihar, Jharkhand, Westbengalen, Odisha, Andhra Pradesh und Tamil Nadu.

Anhand einer Landkarte hat man stets die Chance sich einen geographischen Eindruck zu verschaffen, wo im Einzelnen die besuchten Orte gelegen sind. Man lernt jeweils Stoffmuster, Wickeltechniken, Herkunftsgebiete und Traditionen des Saris mit sozialen, kulturellen und ökonomischen Hintergründen kennen.

Eine Fülle von Fotos bringt dem Leser Stoffmuster nahe und anhand von vielen sehr anschaulichen Zeichnungen erhält man eine Idee davon, wie die Wickeltechniken und Tragestile in den einzelnen Bundesländern variieren. Hingerissen bin ich von den Musterbeispielen, der feinen Seide und Baumwolle. Schade, dass man die Stoffe nicht berühren kann, um einen sinnlichen Eindruck zu erhalten.

Bei den insgesamt 108 Wickeltechniken und Hunderten von Stoffmusterbeispielen ist es unmöglich, auf einzelne Beispiele einzugehen, weil ein Hervorheben der Gesamtpräsentation nicht gerecht werden würde.

Das Buch liefert beeindruckend viele Informationen und macht deutlich, welches Wissen Sari-Kenner ihr Eigen nennen. Betrachtet man all die schönen Stoffe und liest wie diese im Einzelnen zustande kommen, begreift man welche Kultur sich uns Europäern hier offenbart.

In einem Begleitheft ist der Index enthalten und zum Ende des Buches wartet ein umfangreiches Glossar auf den Leser mit Begriffen aus der Welt des Sari, untergliedert in die fokussierten Bundesstaaten. In Maharashtra heißt übrigens die Baumwollblüte "Rui phool" und Indigoblau einfach "Neel".

Dieses Buch ist für modeinteressierte Leser ein wahrer Schatz, der in Stoffparadiese führt, von denen ich bislang nicht ahnte, dass es sie gibt.

Sehr empfehlenswert.

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Rezension: Royal Style: Von Marie Antoinette bis Herzogin Kate: Die Fashiontrends des Adels (Gebundene Ausgabe)

Die studierte Modejournalistin Luise Wackerl ist die Autorin dieses reich bebilderten Buches. Hier stellt sie die Modetrends des Adels vor und zwar deshalb, weil es unter den Aristokraten zahlreiche Stilikonen gab und gibt. Man denke beispielsweise nur an Grace Kelly oder auch Lady Diana.

Die Autorin beginnt ihr Buch mit einem kurzen historischen Exkurs. Hier erwähnt sie auch sogleich, dass vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution nur der Adel bestimmte Farben, Formen und Textilien tragen durfte. Es gab also eine Art "Feudalmode", die erst nach 1789 ihr Ende nahm. Von da an mussten die Adeligen mit dem Großbürgertum ihren Trendsetter-Status teilen. Jetzt gab es nur noch Damen- und Herrenmode. Erwähnt werden muss, dass die Männer des aufstrebenden Bürgertums jedweden Schmuck aus der Herrenmode verbannten. Es entsprach nicht ihren Vorstellungen von Männlichkeit, wie vormals die Aristokraten sich mit Gold und Juwelen zu schmücken.

 Im Rahmen von acht Kapiteln gewinnt man durch informative Texte und eindrucksvolle Bilder von besagten Trends und zwar beginnend mit dem modische Ritter und dem edlen Fräulein. Wussten Sie, dass bereits im 12. Jahrhundert Paris die Geburtsstätte der Haut Couture war? Damals besaß jedes Kleidungsstück eine bestimmte Bedeutung, die über den praktischen Nutzen hinausging. So galten Handschuhe nicht nur als ein Symbol der Macht, sondern auch als ein Pfand der Liebe.

 Man liest von Zeiten, in denen die Hofkleidung genau festgelegt war, d.h., in denen präzise darüber verfügt wurde, wer Samt, Seide, Hermelin und Zobel tragen durfte. Es war ein burgundischer Herzog, der Mitte des 15. Jahrhunderts die Nicht-Farbe Schwarz populär machte, um sich damit vom Bürgertum abzugrenzen. Philipp II. von Spanien galt als Mode-Diktator. Er sorgte für eine strenge Etikette in Sachen Kleidung. Wie verschieden von ihm war doch Elisabeth I., die mit 6000 Kleidern und 80 Perücken auch als Stilikone ihrer Zeit galt. Man erfährt, wie sie sich kleidete und hat zudem Gelegenheit sich einen visuellen Eindruck von ihren Gewändern und ihrem Schmuck zu verschaffen. Dabei stand ihre gestärkte Halskrause übrigens für Unerreichbarkeit.

 Ich möchte an dieser Stelle nun nicht alle fokussierten Aristokraten aufzählen, aber Ludwig XIV. nennen, der als größter Schuhfetischist aller Zeiten galt. Er trug Schuhe mit hohen roten Absätzen. Dafür wird er gewiss seine Gründe gehabt haben. Seine Haare ließ er sich blond färben und setzte sich eine Perücke auf, nachdem seine Haare lichter wurden. Perücken wurden nun zum Standeszeichen des Adels. Ein geschickter Schachzug des in die Jahre gekommenen Königs.

 Auch Marie Antoinette ist ein Thema. Sie überdachte im Alter von 30 Jahren ihrer Kleiderluxus, verzichtete auf Federn und Blumen und kleidete sich nun vergleichsweise schlicht. Dennoch wurde sie guillotiniert, an einem 16. Oktober übrigens. 61 Jahre erblickte an einem 16. Oktober Oscar Wilde das Licht der Welt. Wie er über Mode dachte, wissen wir: "Mode - Jene kurze Zeitspanne, in der das völlig verrückte als normal gilt."

 Man liest über die modischen Vorlieben von Luise von Preußen, auch über jene von Kaiserin Eugénie und Kaiserin Elisabeth (Sissi) und hat sogar Gelegenheit die Strümpfe von Victoria von England zu bestaunen.

Von Seite zu Seite nähert man sich immer rascher dem Hier und Heute. Mein besonderes Augenmerk galt auf diesem Weg Grace Kelly, deren Eleganz mich stets aufs Neue beeindruckt. Dass ihr Kleidungsstil durch ihren Mann am meisten beeinflusst wurde, hätte ich nicht gedacht. Er war es, der eine konkrete Vorstellung von ihrer Garderobe besaß und es waren stets beide, die sich die neuesten Kollektionen in Paris anschauten. Vermutlich bestellte sie und er zahlte und trug die Tüten nach Hause. Das ist Arbeitsteilung, über die es sich lohnt, nachzudenken..

Nach Lady Diana besitzt keine der gezeigten adeligen Damen mehr diesen überzeugenden Chic. Fast alles, was man sieht wirkt geradezu bieder im Verhältnis. Es gilt ja hier nicht das Herz zu beurteilen. In dieser Beziehung bekäme eindeutig Máxima aus den Niederlanden den Zuschlag. Ihre Lieblingsfarbe ist Rot, am spanischen Hofe unter Philipp II. wären ihr die Türen verschlossen geblieben, trotz ihrer vortrefflichen Spanischkenntnisse. Herz und Sprachvermögen sind eben nicht überall Trumpf.


 Empfehlenswert.
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