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Rezension: Chanel Catwalk- Karl Lagerfeld – Die Kollektionen

Dieses traumhaft schöne Buch mit über 1200 Abbildungen von Kreationen des Designers Karl Lagerfeld aus dem Hause Chanel beginnt mit einem Vorwort von Patrick Mauries. Er berichtet hier über die Erfolgsstory von Karl Lagerfeld, der 1983 bei Chanel zu arbeiten begann. Damals bereits war er einer der führenden Prêt-à –porter-Designer in Paris. 

Wie Mauries schreibt, verbindet Coco Chanel, die Gründerin des Hauses und Karl Lagerfeld die Tatsache, dass beide "zu regelrechten Verkörperungen ihrer eigenen Mode wurden."

Mit Lagerfelds Ankunft bei Chanel fiel das Aufkommen von Supermodels zeitlich zusammen. Inés de la Fressange bekam von ihm sogar einen Exklusivvertrag angeboten. Dies war Teil einer neuen Marketingstrategie. Eine Fülle von Modeschauen sorgte dafür, dass die Marke immer bekannter wurde. Heute sind sie als globale Events konzipiert und gehen neue Wege, was die virtuellen Bilderbotschaften anbelangt.

Laut Karl Lagerfeld dauert die Zukunft der Mode drei Monate. Deshalb kümmert ihn nur die ewige Gegenwart. Das ist der Moment, in dem er den Bleistift zur Hand nimmt und etwas zu entwerfen beginnt. 

Der Designer wurde irgendwann in den 1930er Jahren geboren und ging 1952 nach Paris um sich der Mode zu widmen. Über seine Karriere in der Modebranche kann man sich im Rahmen der Kurzbiographie vor der Bilderpräsentation kundig machen. Bevor diese ihren den Anfang nimmt, hat man allerdings die Chance den Meister selbst ein wenig zu bewundern. Er verkörpert die Marke durch seine elegante Zurückhaltung  in absoluter Vollkommenheit.

Nun beginnt die Vorstellung der Kollektionen mit dem Jahr 1983 und endet mit dem Jahr 2015. Neben den Fotos, die die Mode der einzelnen Kollektionen, vorgestellt von den aparten Models, zeigen, wird man textlich mit dem, was zu sehen ist, vertraut gemacht. So liest man von Veränderungen des Chanel-Kostüms im Jahre 1984 und von der Kreation eines T-Shirts, das Lagerfeld damals als so modern empfand, dass er es sogar für Chanel zu entwerfen begann. 

Kollektion für Kollektion ließ sich der Designer etwas Neues einfallen und blieb dabei dem Grundgedanken des Hauses treu. Er schaffte beispielsweise die Goldknöpfe ab und präsentierte eine "schwerelose" ungefütterte Jacke, die man über einem T-Shirt tragen konnte. 

Wunderschön auch sein die Tweeds und Karos aus dem Herbst/Winter 1988-1989. 

Dann findet man Kreationen des Meisters, die Hommagen an Designer früherer Jahre sind, aber auch Kostümkleider und immer wieder perfekte Extravaganzen, unmöglich sie hier alle zu benennen. 

Irgendwann hat man den Eindruck, dass die Models der 1990er Jahren Einfluss auf das Design genommen haben. Doch der Schein trügt. Hier passt einfach alles. Hier erstaunt die Harmonie, die Annährung an ein Ideal jenseits der Marke.

Sehr elegant ist die Haute Couture aus dem Jahre 2001 (Frühjahr/Sommer) und auch aus dem Jahre 2002 (Frühjahr/Sommer). Vielleicht sind die Models nun zu jung, um die tollen Kreationen so präsentieren zu können, wie die Kollektion es verdient hätte.

Was erwartet man von Chanel? Eine schlanke Silhouette, edle Stoffe, Zurückhaltung und Eleganz, getragen von einem bestimmten Frauentyp, der in  in Nadja Auermann am besten verkörpert ist. 

Traumhaft schön sind die Variationen des kleinen Schwarzen aus dem Jahre 2005-2006 und die Hommage an die byzantinische Pracht im Jahre 2010- 2011. Die Knöpfe der Kleidungsstücke sind quadratisch, wie byzantinische Mosaiksteine. Dabei glänzt nichts auffällig. Das ist Mode zum Verlieben.

Märchenhaft ist Lagerfelds Traum von Indien. Was hier präsentiert wird, ist  Kunst.  Man kann sich nicht satt sehen an diesen Schöpfungen, so schön sind sie. 

Es folgen Zeitgeistinterpretationen, die nicht einfach zu verstehen sind. Man muss sich bemühen. Es ist unsere Zeit, vielschichtig und komplex. Lagerfeld hält der Zeit stets  subtil den Spiegel vor.

Dies ist eine grandiose Bilderschau, die dokumentiert, dass Karl Lagerfeld wie kaum ein anderer es versteht, den Damen das zu schenken, was sie am meisten begehren: Entspannte Eleganz mit einem Hauch von Amüsiertheit über die eigenen Allüren. Dafür und für seine unglaubliches Können, aber auch für seine Intellektualität, die in seiner Mode einen  unverkennbaren Ausdruck findet, liebt man ihn.  

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Jean-Charles de Castelbajac- Fashion Art & Rock n Roll- te Neues

Der 1949 geborene französische Modedesigner Charles Castelbajac entwarf schon 1968 seine erste Kollektion und hatte ein Jahr später seine erste Modeschau. 1973 bereits schaffte er es auf die Titelseite der Illustrierten "Woman’s Wear" und im Jahr 1979 gründete er als Dreißigjähriger sein eigenes Modelabel. 

Der Designer wurde 1992 als Professor an die Universität für angewandte Kunst Wien berufen und gestaltete 1997 die Roben für Papst Johannes Paul II. und 5500 Geistliche für den XII. Weltjugendtag in Paris. 

Des Weiteren kreierte er Kostüme für den Film Annie Hall von Woody Allen und für Isabelle Adjani in Violette und Francois sowie für Rie Rasmussen in Femme Fatale von Brian De Palma. 

2000 stellte er seine erste und einzige Haute Couture Kollektion "Bellintelligentzia" und entwarf 2003 die Kostüme für Sarah Jessica Parker in Sex and the City. 

Seine Mode wird von Elton John, Johnny Rotten, Alizée und andere Popstars getragen. Auch noch erwähnenswert ist, dass im August 2009 Lady Gaga mit einer Jacke aus Kermit-Puppen, dem Frosch aus der Muppet-Show, aus Castelbajacs H/W-Collection 2009 "BE POP MA LOLA !" für Aufregung sorgte. 

Das Buch mit Texten in englischer Sprache ist ein sehr privater Einblick in das Leben und Werk eines Ausnahmedesigners. Sie Texte stammen von Jean-Charles de Castelbajac selbst sowie zahlreichen persönlichen Beiträgen seiner berühmten Kunden. 

Modebegeisterte dürfen sich über die außergewöhlichen Bilder  freuen, darunter viele Fotos von Events. Namhafte Persönlichkeiten aus der Modeszene warten ebenso darauf, bestaunt zu werden wie die Mode und die Models, die für das Label stehen. Für Fans des Designer ist das Buch ein absolutes Muss, das in jede gute Modedesign- Bibliothek gehört. 

Empfehlenswert. 

HelgaKönig

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Rezension: CHAPEAU- Eine Sozialgeschichte des bedeckten Kopfes- Wien Museum -Brandstätter

Dieses text- und bildreiche Buch wurde von Michaela Feurstein-Prasser und Barbara Staudinger herausgegeben. Es handelt sich hierbei um den Katalog zur Ausstellung, die vom 09.Juni 2016 – 30. Oktober 2016 im Wien-Museum Karlsplatz in Wien gezeigt wird.

Bei der Ausstellung stehen die Objekte und ihre Geschichten im Mittelpunkt. Dabei war es das Ziel der Ausstellungsmacher, Erzählstränge vom Hutdesign, Modegeschichte, Produktionsbedingungen und Sammlungen mit jenen der Sozial- und Kulturgeschichte zusammenzutragen.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit ausgesuchten Kopfbedeckungen und Themen der Wiener Geschichte von 1848 bis heute.

Kopfbedeckungen symbolisieren die Macht des Trägers und waren nach außen sichtbare Zeichen des gesellschaftlichen Standes des Trägers, aber auch der Trägerin. Insofern sind Kopfbedeckungen stets mehrschichtig. Sie verweisen allerdings immer auf das Wechselspiel zwischen Macht und Identität.

Fünf Themen werden in der Ausstellung fokussiert:
Hut Auf!- Politische Köpfe
Hut ab? Kopfsache Emanzipation
Hüte Dich!- Religion auf den Köpfen
Alter Hut, Neuer Hut- Verkopfte Identitäten
Gut behütet- Wiener Mode für den Kopf

26 Autoren und Autorinnen sorgen für eloquente Textbeiträge. Dazu kommen Abbildungen und Fotos wie auch Illustrationen zu den einzelnen Themen. Lesenswert und informativ sind alle Texte.

Der Zylinder war übrigens gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Hut für die Bürger und den Adel, aber keiner für den Kaiserhof. Mit dem Monarchie-Ende wurde diese Kopfbedeckung zum Symbol für den neuen Staat, der jetzt von Bürgern und nicht mehr vom Kaiser regiert wurde.

Man lernt im Rahmen des Kapitels über politische Köpfe eine ganze Reihe von Kappen und Mützen kennen und wird textlich über deren Bedeutung informiert. Spannend in der Folge ist dann, was man über die Geschichte der Emanzipation des weiblichen Kopfes erfährt. So kann man Wissenswertes über das "Lila Hauberl mit Geschichte" lesen aber sich auch mit dem "Hutdesign vom Mimi Grossberg" befassen, einer ausgebildeten jüdischen Modistin, die vor 1938 in Wien in der Volksbildung engagiert war und vor den Nazis nach New York floh, wo sie sich als Lyrikerin. Essayistin und leidenschaftliche Dokumentaristin einen Namen machte.

Reithüte und einen Damenautomobilhut aus dem Jahre 1905 darf man bewundern und viele andere wunderschöne Hüte, die der Selbstinszenierung dienten.

Bei der Betrachtung der religiösen Kopfbedeckungen spielt das muslimische Kopftuch auch eine Rolle. Dabei erfährt man im Rahmen eines der Texte, dass religiöse Kopfbedeckungen  stets ein Ausdruck von Macht und Hierarchie sind und damit wohl auch das muslimische Kopftuch. 

Über den Schleier der Ordensfrau schreibt Beatrix Mayrhofer einen interessanten Artikel und man hat auch Gelegenheit mehr über die jüdische Kippa zu erfahren und kann sich bewusst machen, dass bei allen Religionen Kopfbedeckungen zur Normalität gehören, man also entspannt damit umgehen sollte. 

Dann geht es um Abgrenzungen gesellschaftlicher Art durch Kopfbedeckungen und schließlich um die Wiener Mode für den Kopf. Hier darf man sich  einen Eindruck verschaffen auch von Hüten aus neuen Kollektionen und sich mit jenen freuen, die Gelegenheit hatten oder noch haben,  die Ausstellung zu besuchen und all die bemerkenswerten Objekte vor Ort bestaunen zu können. 

Empfehlenswert 

Helga König

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