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Rezension: 500 Jahre Mode

Dieses Buch enthält eine Fülle von Bildern, die die Damen- und Herrenmode vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts visualisieren. Die den Modebilder vorangestellten erhellenden Texte stammen von Rita Kopp.

Das Buch ist untergliedert in die Mode des

15. Jahrhunderts
16. Jahrhundert
17. Jahrhunderts
18. Jahrhunderts

Nach einem zweiseitigen Vorwort folgen Bilder von aufgetürmten Rokokofrisuren. Anschließend wird man mit der Mode des 15. Jahrhunderts vertraut gemacht, in dem Goldbrokat, Plattenpanzer, ein hüftlanges Wams, Schnabelschuhe, Flügel-Hörner- und Wulsthauben eine Rolle spielten. Man erfährt, dass die Kleiderordung in jenen Tagen Auskunft gibt, wie verzweifelt der Adel seine Standesprivilegien gerade bei der Mode gegen die arbeitende Bevölkerungschichten abgrenzen bzw. wieder herstellen wollte und wird über die Finessen der Mode jener Zeit aufgeklärt. Damals gab es für Damen erstmals ein Dekollté, das man durch eine extrem hohe Taille noch steigerte. Die Obergewänder beider Geschlechter glichen sich, auch die Schnabelschuhe waren unisex.

Anhand von unzähligen farbigen Darstellungen lernt man die Mode im 15. Jahrhunderts in Deutschland, Frankreich, England und Italien kennen.

Man erfährt u.a. wie ein Krieger, ein Diener, ein Bürger, eine vornehme Frau, ein Ritter, ein Page, ein König, ein Fürst, wie Witwen, Armbrustschützen, ein Gelehrter, florentinische Magistiratsposten und schließlich auch der Senator von Venedig gekleidet waren.

In der Folge kann man die Beinlinge von Männern aus jenen Tagen bewundern, die sehr sexy aussahen und eine Augenweide für Frauen waren, auch wenn sie gewiss nur heimlich einen Blick auf besagte hautenganliegende Beinlinge riskieren durften.

Man lernt auch die langen körperfernen Roben kirchlicher Würdenträger im 15. Jahrhundert kennen und die Hofmode adeliger Damen. In Burgund war die hohe Taillenlinie Mode und eine spitze Kopfbedeckung (Hennin) mit Schleier. In der Oberschicht gab es im 15. Jahrhundert bereits große nationale und lokale Divergenzen in Sachen Damenmode.

Das 16. Jahrhundert kannte u.a. das Schnürmieder, Ärmelschlitze, die Halskrause, den Reifrock, das Korsett und das Wams. In Deutschland schlug sich die soziale Dynamik, die von Reformation und Bauernbefreiung ausging, in der Mode nieder. Bäuerliche Trachtenelemente wie Schauben, Bundschuhe, Schnürmieder und Hemd fanden Eingang in die aktuelle Mode. In Spanien war Strenge, Prunk und Gleichförmigkeit das Erkennungszeichen beim spanischen Herren- und Damenkostüm.

Man lernt wiederum anhand zahlreicher Bilder die Mode jenes Jahrhunderts kennen und hier die vornehme Bürger- und Hoftracht in Deutschland, die Kleidung verschiedener französischer Könige, spanischer Edelleute und vornehmer italienischer Frauen, auch die Kleidung einer schweizer Patrizierin, eines elsässischen Edelmannes und einer Französin mit Medici-Kragen. Man kann die Gewänder französischer Edelleute bewundern, die wie an allen anderen Fürstenhöfen Europas zu Ende des 16. Jahrhunderts elegant spanisch gekleidet waren.

Das 17. Jahrhundert zeichnete sich in der Mode durch Spitzkragen, Becherstiefel, Schneppentaille, Allongeperücken, Bänder und Lederkoller aus. Ein Luxus in der Männermode waren sporenbesetzte Stiefel, die man zunächst im Krieg und später in Salons trug. Der Schlapphut auf dem Kopf wurde mit geradezu übertriebener Geste gelüftet. Die Frauen trugen Hüftpolster und schürzten den Oberrock hoch.

Auf Bildern im Anschluss lernt man die Kleidung aus dem 17. Jahrhundert von vornehmen Männern und Frauen in Deutschland kennen, auch ist die Kleidung Kardinal Mazarins abgebildet mit kleinen roten Schleifen und die prachtvollen Gewänder von Damen und Herren am französischen Hofe. Gezeigt werden niederländische Frauen verschiedener Stände und die Kleider eines toscanischen Adeligen, sowie einer vornehmen Elsässerin. Spitzenverzierte Schulterkragen folgten den steifen Kragen der spanischen Mode und Schleifenkrawatten zierten den adeligen Mann zu Ende des 17. Jahrhunderts. Geheime Botschaften wurden über Schönheitspflästerchen übermittelt. Schade, dass es diese Mode heute nicht mehr gibt. :-))

Im 18. Jahrhundert waren die Kleider zunächst raumgreifend und wuchtig, wie sich das allmählich änderte kann man anhand der Bilder sehr gut nachvollziehen. Wirklich schön ist die Kleidung eines Paares in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch die Dame mit Muff und die Mode in Frankreich, wie sie auf Seite 133/134 gezeigt wird gefällt mir gut. In den 1790er Jahren wurden dann die Chemisenkleider aktuell, die sehr anmutig ausschauen. Die Herrenkleidung war auch geschmackvoll: Beinkleider mit hohem Bund und kurzem Jäckchen.

Das 19. Jahrhundert schließlich kannte Chemisenkleider, Musselin, Turbanhaube, Kniebundhose, Gehrock, Zylinder, Smoking. Es ist interessant zu sehen, wie die Damen um 1814 Deutschland und Frankreich gekleidet waren, wie schön die Kleider im Biedermeier ausschauten und wie sich der Look in der Gründerzeit darstellte, als Frauen nun plötzlich sportlich aktiv wurden und hübsche Tenniskleider oder Kostüme zur Radausfahrt trugen.

Ein wunderbares Buch, das Modeinteressierte sicher sehr begeistern wird.

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