Auf der Vorderseite des hübschen Kästleins, das vorgibt ein Buch zu sein, sieht man die Abbildung eines Porträts von Johann Wolfgang von Goethe, das der Künstler Josef Stiehler 1828 von dem damals fast achtzigjährigen, immer noch attraktiven Dichter gemalt hat.
Will man das Kästchen öffnen, so muss man zunächst eine grüne Seidenschleife behutsam lösen und entwickelt bei diesem Tun nicht nur Neugierde, sondern auch ein wenig Melancholie, nicht zuletzt weil die Schleife der Farbe eines Kleidungsstücks gleicht, das Goethe einst besaß.
Öffnet man den Deckel, nimmt man zunächst den sehr schön gestalteten Flakon war, der kostbares Rosenwasser enthält. Auf der linken Seite sieht man eine Wildrose und kann die erste Zeile eines Goetheliedes lesen "Sah ein Knab ein Röslein stehn", dessen metaphorischer Inhalt für die damalige Zeit recht pikant war.
Warum nun hat die Parfümerie Albrecht Goethe ein Parfum gewidmet?
Die Parfümerie Albrecht in Frankfurt wurde 1732 von Philipp Gallus Mettenheimer gegründet. Damals war das Haus eine „Droguen- und Matrialwarenhandlung“. Diese Drogerie bot neben Chemikalien und Arzneimitteln auch Gewürze aller Art, ausländische Kräuter, Wurzeln, Balsalme, Öle, Steine sowie wohlriechende "Gewässer, Pomade, italienische und französische Parfümeriewaren an."
Johann Wolfgang Goethe, war häufig Kunde in dieser Drogerie, weil er dort Chemikalien für seine Experimente und Farbversuche erwerben konnte.
Das Haus Albrecht kreierte den Duft zum 250. Geburtstag des Dichters und erinnert damit an Goethes Garten- und Rosenliebe, die man in seiner ganzen Intensität erst begreift, wenn man das kürzlich erschienene, schöne Buch „mit GOETHE im GARTEN" gelesen hat. Dort auch erfährt man, dass Goethe ein begeisterter Rosenliebhaber war. Diese Königin der Blumen erwähnte er in seinen Tagebüchern, Briefen und Gedichten stets aufs Neue.
Die Tapetenrose an seinem Gartenhaus dokumentiert übrigens seine Liebe zu den Rosen, ebenso wie die Damazener, Alba und Wildrosen in seinem Haus am Frauenplan in Weimar.
Öffnet man den Flakon so nimmt man den feinen Duft wohlriechender Rosen wahr, der nach einer Rezeptur wie Goethe sie schätzte, kreiert worden ist.
An das Haus Albrecht schrieb Goethe im Jahre 1802 aus Weimar:
"Bei dieser Gelegenheit wollte ich Sie ersuchen mir ein Kästchen mit sechs Gläsern Eau de Cologne mit dem Postwagen zu überschicken, wofür ich den Betrag mit dem übrigen gerne erstatten werde. Es ist dieses wohlriechende Wasser seit den Verwirrungen dieser Zeit schwer bey uns zu haben.
Der ich recht zu leben wünsche…
Goethe.
Johann Wolfgang Goethe schätzte es demnach kultiviert zu riechen. Das macht mir diesen Mann noch sympathischer als er es ohnehin schon ist.
Das Rosenwasser aus der Parfümerie Albrecht hätte der Dichter gewiss Frau von Stein mit einem dicken Strauß wunderschöner Rosen aus seinem Garten zukommen lassen, zumindest in jener Zeit als sie ihm alles bedeutete, vielleicht aber auch später noch der gemeinsamen Erinnerungen wegen...
Sehr empfehlenswert.
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