Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Sonderausstellung, die vom 9.6. 2016 bis zum 21.1.2017 im LVR-Landesmuseum in Bonn gezeigt wird. Das Vorwort zum Buch hat Dr. Gabriele Uelsberg verfasst. Sie ist die Direktorin des Rheinischen Landesmuseums für Archäologie, Kunst- und Kunstgeschichte.
"Eva´s Beauty Case" ist das Leitmotiv für die Ausstellung in Bonn und für den vorliegenden Begleitband.
Zunächst kann man sich im Rahmen eines informativen Textes über "Schmuck und Styling im Spiegel der Zeiten" kundig machen. Von Anbeginn der Entwicklung des Homo sapiens hatte er den Wunsch, sich zu schmücken, sich zu individualisieren und rituelle Zeichen zu verwenden. Schmuck war die erste Ausdrucksform des Menschen und wurde von Frauen und Männern gleichermaßen getragen. Dabei war Schmuck auch früher bereits nicht ohne materielle Wertschätzung zu denken. Neben symbolischen und materiellem gibt es aber natürlich auch einen ästhetischen Wert.
Die Geschichte des Schmückens und Stylens erweist sich als eine Geschichte von Macht und Auszeichnung. Dies war in allen Epochen ähnlich. Das Schönheitsempfinden hat sich seit der Antike nicht wesentlich verändert. Das lässt sich an vergleichbaren Phänomenen festmachen.
Man erfährt Näheres im Hinblick auf die alltägliche Schönheitspflege in vergangenen Jahrhunderten. Schon in prähistorischen Zeiten haben Menschen aus geschnitzten Knochenelementen oder mittels Ästen ihre Haare gekämmt. Im alten Rom glich man den Verlust von Haaren mit Perücken aus. Interessanterweise war in vielen Kulturen die Enthaarung des Körpers üblich. So sahen die Ägypter beispielweise eine starke Körper- oder Gesichtsbehaarung als Zeichen von Unsauberkeit.
Man erfährt alsdann wie der Beauty Case entstand. Es handelte sich dabei um ein Behältnis aus Leder, Rinde oder organischen und später anderen Materialien, in denen man die Dinge aufbewahrte, die der Verschönerung dienten, speziell wenn man auf Reisen war.
Über den Inhalt des Beauty Case im Wandel der Zeit wird man unterrichtet und kann sich über die Gepflogenheiten in Sachen Beauty Case im antiken Ägypten, auch in Griechenland und Rom und in der Spätantike kundig machen. Zudem erfährt man etwas über Spiegel und hier, dass der Glasspiegel erst seit römischer Zeit in Verwendung war.
Sich schönmachen im Mittelalter wird auch angerissen und man liest von Bleiweiß und Belladonna, sprich von Schönheitsmitteln, die giftig und dazu noch teuer waren. Man erfährt auch von den orientalischen Einflüssen zu Zeiten der Kreuzzüge und liest von den Reinlichkeitsmaßnahmen zu jener Zeit, speziell auch was Zähne, Mund und Ohren anbelangt.
Im Barockzeitalter spielten Schönheit, Mode und Styling eine große Rolle, auch darüber bleibt man nicht im Ungewissen und zudem nicht über die Neuzeit. Anhand von Texten und Abbildungen von Skulpturen wird man mit der Wandelbarkeit des Schönheitsideals vertraut gemacht und liest in diesem Zusammenhang über das ideale Gesicht.
Weitere Themen sind Schönheitswahn und Regelsucht und natürlich auch der Schmuck, den man auf Abbildungen bewundern kann u.a. ein wunderschönes römisches Bernsteincollier aus der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr., hübsche Halsketten aus der Merowingerzeit, 7. Jahrhundert n. Chr. wie auch schöne Armreifen mit Kreisbögen aus der Bronzezeit.
Über Kosmetik in Ägypten wird man aufgeklärt. Spannend hier sind die wichtigsten Komponenten des Gesichts-Make-ups zu ermitteln. Der Lidstrich, auch Lidschatten spielten damals eine große Rolle.
Die Griechen legten Wert darauf, dass Augen, Wangen und Kinnpartien, speziell die Lippen geschminkt waren. Kosmetische Gepflogenheiten in Rom und auch im Barock und in der Neuzeit kommen zur Sprache, über Lippenstifte und deren Geschichte erfährt man mehr, dann werden Kämme präsentiert und auch Haarbürsten. Besonders schön ist eine Toiletten-Garnitur mit Miniaturmalerei um 1870. Aufgeklärt wird man über Scheren, Rasierer, Pinzetten, Haarnadeln, auch über Frisuren und Haarpflege sowie das Färben, über Perücken, die Bartmode und –Pflege die Enthaarung und schließlich über Wissenswertes im Hinblick auf Parfüm in unterschiedlichen Zeiten. Hier auch lernt man eine Reihe von Flakons kennen.
Wer sich für die Geschichte der Schönheitspflege interessiert und auch dafür, was es in unterschiedlichen Epochen bedeutet hat, sich zu schminken, wird begeistert sein von diesem Buch, das ich gerne weiterempfehle, weil ein Bewusstsein über die historische Entwicklung auch in punkto Schönheit verdeutlicht, dass der Mensch immer eitel wahr und Eitelkeit somit ein Bestandteil des Menschsein ist. Dies abzustreiten, wäre ein heuchlerisch.
Empfehlenswert
Helga König
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