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Rezension: Das kleine Schwarze-Megan Hess-Prestel



Dieses informative und dabei handliche Büchlein mit tollen Illustrationen des legendären "Kleinen Schwarzen" hat die Autorin Megan Hess verfasst. In ihrer Karriere als Mode-Illustratorin hat sie für "Vanity Fair", "Prada", "Christian Dior Couture" sowie anderen renommierten Kunden gearbeitet und zahlreiche Modebücher illustriert. 

Das vorliegende Buch beginnt mit einem Merksatz, der wie folgt lautet: "Es ist eine wahre Stilregel, dass man unabhängig vom Anlass, mit einem Kleinen Schwarzen nichts falsch machen kann." Das beweisen all die Illustrationen, die Variationen dieses Kleides präsentieren. 

Man liest von dessen Schöpferin Coco Chanel, die 1926 das erste Kleine Schwarze designte. Dabei wurde damals viel über ihre Beweggründe gerätselt, weshalb sie ein schwarzes Kleid kreierte. Was auch der eigentliche Grund gewesen sein mag, die Farbe Schwarz wurde zu ihrem Markenzeichen und zum Inbegriff der Eleganz. 

Wie man erfährt, gab es in jedem Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts zeitbestimmende Kleine Schwarze, die man in diesem Buch mittels der exzellenten Illustrationen bewundern kann und anhand der begleitenden Texte näher kennenlernt. 

Von Coco Chanel stammt der Satz "Nichts ist schwieriger zu kreieren als ein Kleines Schwarzes."  Wie Recht sie mit dieser Sentenz hat, zeigen die Illustrationen im Buch. 

Die großen Modemacher kommen zu Wort und kommentieren das fokussierte Kleidungsstück. Yves Saint Laurent sagt dazu beispielsweise etwas, was nicht nur schlanke Frauen aufhorchen lässt: "Eine Frau in einem schwarzen Kleid ist ein Bleistiftstrich." Stimmt. Das Kleine Schwarze hat stets etwas Minimalistisches, selbst wenn es mit üppigem Rock daherkommt.

Dior präsentiert nach dem 2. Weltkrieg, so erfährt man weiter, das begehrte Objekt mit viel Opulenz und Raffinesse, um der entbehrungsreichen Kriegsjahre entgegenzuwirken. Vorgestellt werden Variationen des Kleides, die für bestimmte berühmte Filmdiven designt und in berühmten Filmen dem Publikum präsentiert wurden. 

Am schönsten finde ich das Kleid, das Audrey Hepburn in "Frühstück bei Tiffany" trug, designt übrigens von Givenchy. Ein Hingucker allerdings auch ist das schwarze Neckholder-Kleid, das mit Pailletten besetzt ist und von der amerikanischen Bluessängerin Etta James einst getragen wurde. Wer es designt hat, wird nicht genannt. 

Bemerkenswert finde ich, wie in diesem Büchlein  Mode- und Zeitgeschichte in knappen Worten und mit beeindruckenden Illustrationen auf den Punkt gebracht wird. So liest man etwa:  "Als Frauen in den 1960er Jahren unabhängiger wurden, bekräftigte das Kleid die neu gewonnenen Freiheiten. Und in den 1990er-Jahren wurde es zum einfachsten Weg, den modernen, minimalistischen Look zu verwirklichen."

Und irgendwann im Rahmen all der wunderbaren Präsentationen liest man den Satz: "Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung" Diese Sentenz stammt übrigens von Leonardo da Vinci. 

Das Buch ist eine Hommage an genau diese Einfachheit, die sich in den Variationen des Kleinen Schwarzen  auf wunderbare Weise vergegenständlicht.

Maximal empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Wiener Chic- Susanne Bisovsky - Verlag Anton Pustet

Die Modedesignerin #Susanne_Bisovsky war bei den Designerlegenden Jean-Charles de Castelbajac, Vivienne Westwood, Marc Bohan und Helmut Lang tätig. Für Lang produzierte sie 1995 das "Dress oft he year". Des Weiteren erhielt sie für ihre Diplomkollektion "Be-tracht-ung" das Fred- Admüller-Stipendium. 

Neben ihrem eigenen Label hat Susanne Bisovsky für nationale und internationale Modehäuser designt. Zudem entwirft sie parallel zu Modedesign Kostüme für die Salzburger Festspiele und das Teatro alla Scala bis zur Staatsoper Wien. Seit 2020 widmet sie sich verstärkt ihren eigenen "Everlasting Collections" und dem Bekleidungsbild einer imaginierten Stadt. In diesem Buch lernt man ihre ungewöhnlichen Kollektionen kennen.

Die Designerin nennt Wien zu Beginn des Bildbandes "eine alte Dame, die früh zu Bett geht und lange schläft". Was bedeutet dies im Hinblick auf die Mode, die man in dieser Stadt trägt? Lassen Sie sich überraschen.

Barbara Vinken schreibt in der Einleitung, dass Kleider nicht nur Motive speichern, sondern auch längst vergessene Textiltechniken. Bisovsky arbeite in Form von Palimpsesten kostbare alte Stoffe aus ritueller Kleidung geduldig und kenntnisreich überall zusammengesucht, in ihre designten Kleider ein. Ihre Handarbeit im eigenen Atelier sei "atemberaubend kunstvoll". Jedes eigene Stück werde so zum Einzelstück, das zeitlos altere wie ein Gemälde.  Das kann man bestätigen, wenn man  sich in die Bilderwelt des Buches vertieft hat. Bisovsky habe als erste Designerin verdeutlicht, dass eine Frau ohne Vergangenheit, keine Zukunft habe, liest man weiter und stimmt auch hier gerne zu.

Elisabeth Lange schreibt, dass Susanne Bisovsky zu den Ausnahmeerscheinungen in der Mode zähle, die dem Zeitgeist und dem Prinzip des Vernichtung des Aktuellen misstrauen. Dabei entwickele sie eine eigene Art der Reanimation von Vergangenem und zaubere aus bekannten Stücken etwas Unbekanntes, das über den Gezeiten der Mode stehe. Ihre Arbeiten sprächen die Sprache vieler Trachten, nationaler Gewandungen, lokaler Klischees, vergessener, verstoßener und verlorener Traditionen. 

So lernt man anhand von Fotos diverse Arbeiten ihrer Kollektion "Be-tracht-ung" kennen, wo sie Trachtenteile in Latex einarbeitete und auf diese Weise neue Oberflächen kreierte. Trachtenpunk zeigt dann Totenköpfe und Religiöses, verwoben mit Trachtenblümchenlook und irritiert  bestimmt nicht nur konservative Wienerinnen. 

Weiter geht es mit der "Everlasting Collection". Hier darf man sich zunächst erneut in ein Zitat von Susanne Bisovsky vertiefen. Sie schreibt: "Nichts ist unmoderner als der modische Höhepunkt der Zeit." Auch hier stimmt man gerne zu.

Mode werde in der turbokapitalistischen Zeit immer kurzlebiger, werde immer mehr zur Wegwerfware. Dem setzt die Designerin etwas entgegen: Unikate der besonderen Art, zeitlos, an Vergangenes und Zukünftiges erinnernd. Kunstwerke, die aus Frauen keine Modepüppchen machen, sondern erdverbundene Bäuerinnen mit subtiler Eleganz einer Großstadt, in der man sich noch an Sissi erinnert...

Weiter geht es dann mit der Kollektion "Wiener Chick", Trachtenmotive im Rokkoko-Ambiente, gefolgt von "Chic Slavique", die von den Farben her an russische Babutschkapuppen erinnert.

Unmöglich, im Rahmen dieser Rezension alle gezeigten Kollektionen hier zu streifen. Innerhalb von 30 Jahren hat die Designerin viel auf den Weg gebracht, gewiss Vieles auch, was Trägermut erfordert, selbst bei nicht konservativen Damen. Iris Apfel (97 Jahre) hat diesen Mut und trägt einen Bikovsky-Rock über Jeans. Sieht witzig aus.

Die Mode von Susanne Bisovksy ist für Frauen gedacht, die eher lustwandeln, als Karriere zu machen, so mein Eindruck. Ob man allerdings im "Mizzi"-Look (Mizzis sind keine erdverbundenen Bäuerinnen mit subtiler Eleganz der Großstadt, sondern leicht frivole Männerträume) bei "Sacher" oder "Demel" angemessen gekleidet ist, wissen nur die Wiener selbst. Auf dem Opernball jedoch geht alles, auch der Mizzi-Look.

Spannend und empfehlenswert. 

Helga König 

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Rezension: Der moderne Gentleman´s Guide- Norbert Körzdörfer-Callwey


Der Autor dieses grandiosen,  reich bebilderten Werkes- mein persönlicher Favorit des Jahres- ist der Journalist und Kolumnist Robert Körzdörfer, der für seine "Wams-Kolumne" den "Preis der Lebensfreude" gewann. Er stellt in seiner  hier vorliegenden Publikation die Vorlieben eines Gentleman vor und untergliedert diese in die Kapitel: Das Outfit- Die Pflege- Die Accessoires- Your Home is Your Castle- Trinken als Philosophie- Essen oder essen lassen- Hobby-Reisen & Gepäck.

Bevor man sich in die einzelnen Kapitel vertieft, sollte man die Seiten 140-143 lesen, damit man eine konkrete Vorstellungen hat, was einen Gentlemen ausmacht und weshalb dieser Typus Mann so unglaublich interessant ist. Hier findet man nämlich die "100 Maximen des Gentlemans“ überschaubar aufgelistet vor. Hier liest man auch, was das Wort "Gentleman" von "genterie" kommt. Dies bezeichnet im Altfranzösischen den "Adel des Mittelalters" und wenig später liest man weiter "Die Definition des Gentleman ist eigentlich eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Du bist ein Ritter- also bist du ein Gentleman". Eine der 100 Maximen lautet übrigens "Demut ist das Aftershave des Gentlemans". Diese Maxime deutet bereits an, dass ein Gentleman der Juwel unter Männern zu sein scheint. 

Die einzelnen Kapitel bestehen aus sehr guten Fotos und Texten, durch die man unendlich viele Informationen erhält. Im Kapitel 1, das dem Outfit gewidmet ist, kann man sich auch in 10 Anzugs-Maximen vertiefen, liest u.a. später, dass der Blazer die neue Blue Jeans der Jacken sei. Natürlich erfährt man auch weshalb. Man liest weiter Wissenswertes zu den Weltklassikern der Herrenhemden, über lässige Pullover, auch über Jeans-und generelle Hosenmaximen. Hier weiß der Gentleman: "Eine Hose, die zu eng ist, ist keine Hose. Lassen sie sie lastlos los." 

Spannend natürlich, was man im Hinblick auf Schuhe erfährt. Hier ist jeder Zeile lesenswert und informativ, auch nachstehende übrigens: "Gehen Sie jeden Tag 15 Minuten barfuß- und wenn möglich pedikürt. Die Schamanen sagen: "Unser Körper muss direkt mit der Natur verbunden sein, damit die Energieströme der Erde und des Himmels durch uns hindurchfließen können." 

Körperpflege und in diesem Zusammenhang Fitness-Maximen lohnt es genau zu studieren, bevor man sich mit den Accessoires näher befasst und hier auch mit Büchern. Was ein Gentleman gelesen haben sollte? Empfohlen werden u.a. "Die Sternstunden der Menschheit" von Stefan Zweig, auch "Der Zauberberg" von Thomas Mann sowie Balthasar Gracians "Handorakel und Kunst der Lebensweisheit". Eine gute Auswahl. 

Doch ein Gentleman sollte auch so ganz nebenbei viel praktisches Wissen anhäufen, um in allen Sätteln vorbildlich reiten zu können. Deshalb: Über Kaffee, Tee, Champagner und vortrefflichen Wein liest man Wissenswertes, aber auch über alkoholfreie Getränke, über die Küche und deren Maximen sowie über Restaurants. All das im Hinblick auf die Vorlieben eines Gentleman und dessen Sättel.

Unmöglich hier alles zu benennen oder auch nur zu streifen. Das gilt auch für die Hobbys und das Reisen eines Gentleman.

Das Buch schenkt Männern eine Menge Inspiration, sich kultiviert zu verhalten und Frauen ein Bewusstsein dafür, was einen kultivierten Mann ausmacht, mit dem es gewiss ein Vergnügen ist, seine Zeit zu verbringen. Ob es solche Traummänner tatsächlich auch gibt, sei dahingestellt. Die Vorstellung gefällt jedenfalls und noch mehr der kurzweilige Stil des Autoren. Chapeau!

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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