Das vorliegende, bemerkenswerte Büchlein trägt den Untertitel "Eine kleine Philosophie des Schuhwerks". Das allein macht bereits neugierig, denn der Satz zeigt an, dass es in dem Buch um anderes geht als in den Bildbänden über Schuhe, die zumeist auf das visuelle Vergnügen von Schuhenthusiasten abstellen.
Der Verfasser des Werks ist Dr. Frank Berzbach. Er unterrichtet Psychologie an der ecosign Akademie für Gestaltung und Kulturpädagogik an der Technischen Hochschule Köln. Sein Arbeitsbereich erstreckt sich auf Fragen zur achtsamkeitsbasierenden Psychologie, Arbeitspsychologie, Kreativität, Spiritualität, Mode, Popmusik und Popkultur.
Die Illustratorin Skaskia Wragge hat das Buch hübsch bebildert. Sie studierte an der ecosign Akademie für Gestaltung bei Boris Servaris, Leo Leowald und Ivo Ringe.
Der Autor beschreibt in seinem Werk Schuhe, die Kultstatus erlangt haben und dabei auf eine Epoche, eine politische Richtung, auf Musikstile oder Filmcharaktere anspielen. Berzbach geht es um die Sprache der Schuhe, um die Lebensphilosophie, die hinter den Modellen steckt, lässt der Verlag die Leser vorab schon mal wissen.
In der ausführlichen, sehr kurzweilig zu lesenden Einleitung des Verfassers erklärt er, was man unter der Sprache der Schuhe versteht. Hier reflektiert er, weshalb es wichtig ist, auch mal barfuß zu laufen und erwähnt das "Kinhin", die Gehmeditation im Zen-Buddhismus, die barfuß praktiziert wird.
Außerhalb der körperlichen Arbeit müssen Schuhe nicht nützlich sein, so Berzbach, denn sie gehörten zur Sphäre des Schönen, mitunter sogar zur Kunst.
In den letzten Jahren sei es zu einem Formverfall im Hinblick auf die Kleidung gekommen. Speziell im Bereich der Schuhe sei dies bemerkbar. Schuhe seien verbunden mit einem tiefen Erleben der eigenen Standhaftigkeit. Seit dem 20. Jahrhundert drückten Schuhe auch unsere Neigungen und unseren Geschmack aus. Sie deuteten an, was wir ablehnen oder mögen. Wer zu unzeitgemäßen Modellen greift, wird offenbar als unzeitgemäß betrachtet. Doch auch das könne wiederum Mode sein.
Die Schuhe, die im Buch gezeigt werden, mögen zwar nicht alle geschmackvoll sein, Kultstatus haben sie jedoch tatsächlich allesamt, auch die Flip-Flops, die soziologisch betrachtet zur Punk-Bewegung zählen.
Von High Heels über Clark Desert Boots hin zu Balerinas lernt man Damen- und Herrenkultschuhe kennen, die auch durch Illustrationen gezeigt werden. Man ist vielleicht amüsiert, wenn man liest, dass Keilabsätze die Funktion von Schwimmflügeln haben und vermutlich ein faires Angebot des Schuhdesigners an Mädchen auf dem weiten Weg zur Dame sind. Ist das tatsächlich so?
H `m, Balerinas aus Wildleder mit Keilabsatz können selbst große Füße hübsch gestalten und ein in die Jahre gekommenes Mädchen durchaus ein bisschen verjüngen. Diesen Aspekt sollte man nicht außer Acht lassen. Nicht jede Frau möchte als Dame erscheinen..., speziell in unseren Zeiten nicht.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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