50 Jahre ist der Minirock mittlerweile alt. Für die Modemacherin Mary Quant steht fest, dass den Minirock niemand erfunden hat, sondern dass er gewollt war.
Die Autorinnen dieses reich bebilderten Buches sind Bianca Lang, Tina Schraml und Lena Elster. Gleich zu Beginn zitiert Bianca Lang eine Definition Wikipedias, um unmissverständlich klar zu machen, was man unter einem Minirock zu verstehen hat. Beim Mini handelt es sich "um einen sehr kurzen Rock, der mindestens 10 cm über dem Knie der Trägerin endet."
Die vielen Fotografien schöner, miniberockter Frauen aus fünf Jahrzehnten lassen keinen Zweifel aufkommen, dass "die Beine die Sex-Antennen der Frauen sind", wie Gerd Bunsmann, Vertriebsleiter des Strumpfherstellers Uhli 1961 artikulierte. Diese Tatsache hat nicht nur in den Anfängen dieser Mode bei den Prüden in aller Welt zu einer Antihaltung gegenüber diesem Kleidungsstück geführt.
So liest man, dass den Frauen des französischen Senats das Tragen des kurzen Rocks im Juni 1967 untersagt wurde und der Vatikan damals mit den Worten Stellung bezog: "Der Minirock entwertet die Weiblichkeit." In Tunesien verhängte der Staatschef Habib Bourguiba Mini- Verbot und die Regierungspartei Tansanias schickte Sittenwächter der Volksarmee los, um die "entwürdigende Mode" von den Straßen zu entfernen.
Sehr erhellend ist das Interview mit Mary Quant. Sie hatte in den 50ern die Goldsmith Art School, die provokanteste Kunstschule Londons besucht und 1955 mit gerade mal 21 Jahren in der Londoner King`s Road ihre erste Boutique eröffnet. Sie kürzte die Röcke und machte die Straße zum Laufsteg. Schon Ende der 50er Jahre schnitt sie die Röcke ab. Sie berichtet von Chelsea, das in den 60ern dann das Zentrum von Swinging London war.
Ihr Laden war eine andauernde Party, die King`s Road der Laufsteg für alles Neue und Chelsea voller Ideen, Energie und Musik. Vidal Sassoon, Quants Lieblingsfriseur, erfand den "Bob" und Quant gelang der Durchbruch als sie für die amerikanische Modekette "JC Penney" zu arbeiten begann. Die Geschichte ihres Erfolgs liest sich überaus spannend. Eine ungemein innovative, kreative Frau, ganz ohne Allüren. Texte und Fotos wechseln in diesem Buch fortdauernd. Es ist wirklich ein großes Vergnügen die vielen schönen Frauen in ihren hübschen Kleidern zu bewundern.
Irgendwann stolpert man über die Aussage des US-Wissenschaftlers George Taylor, der bereits in den 20er Jahren feststellte, dass es einen Zusammenhang von Wirtschaftslage und Rocklänge gab. "Je kürzer die Röcke, desto höher stehen die Aktien." Verhaltensforscher Desmond Morris verfolgte die Entwicklung der Rocklänge bis zurück in die 20er Jahre, und tatsächlich entsprach die Höhe des Saums ziemlich exakt dem Dow-Jones-Index ". Dass es Ausnahmen von der Regel gibt, steuert Harold Koda bei, aber auch für ihn steht fest... "wenn die Leute verunsichert und pessimistisch sind, tendieren sie dazu, sich zu verhüllen - ob das nun mit langen Ärmeln, hochgeschlossenen Tops oder langen Röcken geschieht."
Mancherlei erfährt man auch über andere Minirockmacher, so etwa wie André Courrèges, Pierre Cardin, Yves Saint Laurent, Vivienne Westwood, Paco Rabanne. Dieser zeigte 1966 zwölf Modelle aus Leder, Aluminium, Straußenfedern und Plastik. Vivienne Westwood machte den Mini in den 70er Jahren zum Accessoire der Punkbewegung und ihren Look zur Provokation. Ihr Kampf galt der Prüderie und dem Establishment. Deshalb nahm sie dem Mini das Mädchenhafte und stilisierte ihn zu ihrem "Sex" - Spielzeug.
Sehr interessant ist das Interview mit Coqueline Courrèges, der Gattin von Andre Courrèges. Gemeinsam mit ihm hatte sie die Rocklänge in der Couture verändert. Sie erwähnt an einer Stelle des Interviews auch die Ganzkörperstrumpfhose und konstatiert, dass dank der ersten Strumpfhose ohne Nähte der Rock kürzer werden konnte. 1968/69 dann war der Mini wirklich mini. Schenkt man der Frühjahrs - und Sommerkollektion 2009 Glauben, müsste es mit der Wirtschaft wieder aufwärts gehen.
Die Modemacher verkünden jedenfalls bereits jetzt gute Zeiten, wie die Mode- Fotos für 2009 zeigen.
Zum Schluss des Buches werden die Ikonen des Minirocks gezeigt und man erfährt auch textlich über die eine oder andere nachstehende Dame etwas: Jane Fonda, Veruschka, Twiggy, Jane Birkin , Brigit Bardot (ihr stand der Rock am besten), Sharon Stone, auch Katja Epstein (sie hat hinreißende Beine sowie Raquel Welch und Tina Turner (zwei Damen mit unendlich erotischer Ausstrahlung).
Ein gelungenes Buch, interessant nicht nur für Frauen.....
Sehr empfehlenswert.
Helga König
Sehr empfehlenswert.
Helga König
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen