Während die Kleidermode in mittelalterlichen Gesellschaften bis in in die beginnende Neuzeit auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stand verwies, hat die Mode seit der Ausbildung der Industriegesellschaft ihre heutige Bedeutung als Mittel sozialen Wettbewerbs breiter Schichten und der Schichtenangehörigen untereinander gewonnen.
Bestimmend für die Kleider-Mode wirkten lange Zeit die politischen Zentren der Macht: Zunächst Burgund, in der Renaissance die Stadtstaaten in Nord-Italien, später dann der französische Hof. Neben der von den Höfen ausgehenden und im Wesentlichen für den Adel bestimmenden Mode zeigte sich mit dem Aufkommen des Bürgertums eine zweite Modeströmung, die sich teils an die höfische Mode anlehnte, teils eigene Wege ging.
Das Entstehen einer leistungsfähigen Mode-Industrie im 19. Jahrhundert ließ immer breitere Schichten an der modischen Entwicklung teilhaben. Gleichzeitig begünstigte der wachsende Wohlstand des Bürgertums die Ausbildung exklusiver Mode-Zentren, welche um die Jahrhundertmitte zur Begründung der " Haute Couture " in Paris führte. Im 20. Jahrhundert gewann die Mode vor allem durch die Massenmedien (spezielle Mode-Zeitschriften) und Werbung, unterstützt durch Modeschauen, eine kaum begrenzte Breitenwirkung.
Das Durchsetzungsvermögen von Mode-Strömungen beruht darauf, dass Mode, die von den sozialen Oberschichten - ihrem Bedürfnis nach Differenzierung und Exklusivität folgend - akzeptiert wird. Im Rahmen der modernen Konsumgesellschaft erweist sich Mode daher als Ausdruck sozialer Anpassung und Nivellierung.
In der Kleidermode hat sich eine Spezialisierung nach Altersklassen, Anlässen, Tätigkeiten etc. herausgebildet, die in Verbindung mit einer Überhöhung des " neuen " einen sehr kurzen Modezyklus entstehen ließ.
Die Schriftstellerin und Dozentin Cally Blackmann stellt in ihrem Buch Modezeichnungen seit Anfang des letzten Jahrhunderts bis heute vor. Man liest von der historischen Entwicklung der Modeillustration und erfährt, dass quer durch die Geschichte viele Künstler von Kleidung fasziniert waren. So fertigten in vorangegangen Jahrhunderten Maler wie Dürer, Holbein, Watteau und Ingres wunderschöne Zeichnungen von der Mode ihrer Zeit an. Die Fotografie führte zum Niedergang der Illustration in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Herausgeber von Modezeitschriften investierten von da an mehr Geld für die Fotografie. Die Sechziger und Siebziger Jahre waren für Illustratoren schwierige Zeiten. In den Achtzigern dann begann die Renaissance, die bis heute anhält. Mittlerweile werden Modeillustrationen als eigene Kunstgattung gewertet.
Die Autorin untergliedert die Modezeichnungen in solche von 1900-1924; 1925-1949; 1950-1974 und ab 1975. Das Buch enthält rund 400 Zeichnungen von 140 namhaften Modezeichnern.
Anfang des 20.Jahrhunders hielten sich Illustratoren, die für die Magazine der Haute Couture, beispielsweise " American Vogue ", " Haper`s Bazar" und " The Queen " arbeiteten an die traditionellen Wege und stellten Kleider in minutiösen oft pedantischen Einzelheiten dar. Dann plötzlich änderte sich die Darstellung und wurde farbenprächtiger. Stimmungen, Gefühle und Sehnsüchte wurden vermittelt, wie die Zeichnungen von Paule Iribe, George Lepape und Enrico Sacchetti gleich zu Beginn des Buches deutlich machen. So kommt Sacchetti in seiner Zeichnung " Robes et femmes " geradezu satirisch daher. Er stellt dem schwülstigen Stil vergangener Zeiten die lässige Eleganz gegenüber, durch die Chanel bekannt geworden ist.
Sehr schön sind auch die Zeichnungen von Helen Dryden, deren Kleider eher der Vorstellung als der Wirklichkeiten entsprechen. Jeder der gezeigten Illustrationsepochen ist ein mehrseitiger Text vorangestellt, der über die Modemacher, die Zeitschriften und die Illustratoren jeweils knapp aufklärt. Damen- und Herrenmodezeichnungen als Ausdruck des Wandels im Geschmack machen die Beschäftigung mit dem Buch zu einem wirklich großen Vergnügen. Modezeichner wie Paul Ibre, George Lepape, Erté, Christian Bérard, René Gruau, Bernard Blossac, Tod Draz, Constance Wibaut, , Setsu Nagaswa, Antonio Lopez, Robert Passantino, Steven Stipelman, Francois Berthoud, Tuben Toledo Jean-Philippe Delhomme, Mats Gustafson, Andy Wharhol und David Dowton sorgen in diesem gelungen Buch für ein Fest für die Augen.
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