Dieser Prachtband für Modeenthusiasten ist in einer aufklappbaren, schwarzen Schmuckbox verborgen, auf der eine Dame mit türkisfarbenem Abendkleid zu sehen ist. Die Buchdeckel sind in Türkis gehalten. Hier nimmt man erneut die skizzierte Dame wahr, diesmal mit silberner Robe bekleidet.
Zunächst meldet sich Alexandra Shulman, Chefredakteurin der britischen Vogue zu Wort. Sie reflektiert im Vorwort den Begriff "Robe" und lässt den Leser wissen, dass Jo Ellison für das luxuriöse Werk diesbezüglich aus der Fülle der Vogue-Archive geschöpft hat.
In Zeiten, in denen Mode allgegenwärtig sei, erinnere "Vogue- Das Kleid" an die Schönheit einzigartiger Modelle und an das Glück, das Mode schenken könne. Das möchte ich bestätigen.
In der dann folgenden Einführung erfährt man, was man unter einer Robe genau zu verstehen hat. Es handelt sich dabei um ein Kleidungsstück, das "genügend Magie besitzt, um die Trägerin zu verwandeln und ihr Grandezza, Stil und romantischen Flair zu verleihen. Durch die Robe wird die Trägerin brillant, amüsant, charmant, elegant- und vor allem schön."
Roben vermögen eine Vielfalt von Stimmungen und Gefühlen auszudrücken und stehen uns nach Ellison als Vermittler für alle Aspekte menschlichen Seins zur Verfügung. Diese Transformation sei mittels einer Hose nicht möglich.
Alles unterliegt der Veränderung, doch die Robe ist zeitlos.
Im Buch werden also edle Roben vorgestellt aber nicht chronologisch präsentiert, sondern nach ihren verbindenden Aspekten und Stilen dargestellt.
Untergliedert sind die gezeigten Kleider in die Kapitel
Klassisch
Märchenhaft
Dramatisch
Dekorativ
Modern
Der Präsentation der einzelnen Roben, die stets näher erläutert werden, sind kurze allgemeine Texte vorangestellt, die die einzelnen Begrifflichkeiten näher erklären. So liest man zunächst Erhellendes zum Thema "Klassisch" bei Kleidern, deren Schnitte die Trägerinnen in antike Göttinnen verwandeln. Das Vorbild des griechischen Gewands diente der Vogue als Maßstab und Medium, um unserem Gespür für Mode zu schmeicheln und die Meisterwerke zu bewundern, die letztlich in ihren klaren Linien an antike Skulpturen erinnern.
Der Betrachter lernt zahllose wunderschöne Roben im Buch kennen, erfährt, wer die jeweiligen Modeaufnahmen realisiert hat und was es auf den einzelnen Bildern zu sehen gibt. Man wird darüber informiert, wann die einzelnen Aufnahmen entstanden sind und erhält Infos über die Designer sowie die Modelle. Farb- und Schwarzweiß- Bilder wechseln einander ab und begeistern nicht nur der Mode, sondern auch der Bildkonzeption wegen.
Auf einzelne Fotos hier näher einzugehen ist unmöglich, denn es würde bedeuten etwas hervorzuheben. Der Respekt vor der Schönheit aller Aufnahmen gebietet aber Gleichbehandlung.
"Märchenhaft" ist eine Robe dann, wenn sie bodenlang ist, bei jedem Schritt raschelt und aus Taft, Glitzerschmuck und Seidenbändern besteht. Frauen sollen sich in einem solchen Kleid wie eine Prinzessin fühlen. Wie man liest, haben besonders britische Designer eine Schwäche für nostalgische Fantasien, deshalb auch wundert man sich nicht, unter den Modellen die 20 jährige Prinzessin Elisabeth und ihre Schwester Margret zu entdecken. Das Foto entstand 1946 und war bislang unveröffentlicht.
Romantik findet man hier über viele Seite, nicht selten in Weiß oder Rosa, bevor man sich mit dem Begriff "Dramatisch" auseinandersetzen kann. Hier mutieren Kleidungsstücke zu Figuren in einem Theaterstück. Samtroben sind nun von Bedeutung, Gemälde gelten als Inspirationsquelle, Dramen werden inszeniert. Die Kleider passen zu exaltierten Damen mit exzentrischem Habitus. Die Bilder zu dieser Art von Gewändern sind umwerfend schön mit leicht surrealem Touch.
Wie man bei der Vorbemerkung zu dekorativen Kleidern liest, hat sich die Vogue für das Art déco und seine stilistischen Silhouetten mit dem jugendlichen Esprit begeistert. In den bildenden Künsten erlebte das Art déco um 1940 seinen Höhepunkt und im Dekorativen zählt es heute zu den Lieblingsthemen der Mode. Traumhafte Roben lassen den Betrachter lange auf den Seiten verweilen. Hier nicht in Endlosschwärmerei zu verfallen, erfordert viel Disziplin. Es war übrigens besonders die polnische Art- déco-Malerin Tamara de Lempicka die Modeschöpfer und Fotografen mit ihrem Gespür für opulente Extravaganz und kurvenreiche Schönheit inspirierte.
Zum Schluss dann lernt man „Moderne Mode“ kennen. Ein modernes Kleid deutet mitunter einen Stilwechsel an. Dabei ist es nicht selten eine spezielle Verarbeitungstechnik, das ein Kleid außergewöhnlich macht. Ein modernes Kleid muss herausfordern. Die Begeisterung für das Neue schafft Zukunft, die sich aus der Hoffnung speist, dass das Beste erst noch kommt.
Die Modeaufnahmen in diesem Buch sind eine Offenbarung des Schönen. Man kann sich an den Bildern nicht satt sehen, sehr inspirierend und ein Quell ästhetischer Eindrücke, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Überaus empfehlenswert.
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