Dieser wunderbare Bildband ist einem Mode-Accessoire längst vergangener Zeiten gewidmet: dem Fächer.
Fächer spielen heute im Alltag keine Rolle mehr. Man findet sie nur noch in den Schubladen der Sammler und in den Depots der Museen.
Neben einem umfangreichen Bildteil hat man in diesem Werk die Gelegenheit, die Geschichte des Fächers kennenzulernen. Hier werden historische Hintergründe aufgezeigt, vor denen die Fächer einzuordnen sind. Zudem lernt man die Begleitumstände ihrer Herstellung und Verwendung kennen. Die geschichtliche Abhandlung beinhaltet eine Zusammenfassung der in der Literatur verstreuten Daten und Fakten zur Fächergeschichte: Herkunft, Werkstoffe, Fertigungsverfahren, Gestaltungselemente, technische Erfindungen, wirtschaftliche Sachverhalte, politische Rahmenbedingungen und kultureller Hintergrund.
Die gezeigten Fächer stammen aus einer privaten Sammlung. Dabei umfasst der Bestand Exemplare aus mehr als drei Jahrhunderten.
Der primäre Zweck eines Fächers, so erfährt man, besteht darin, das vom menschlichen Körper aufgebaute Wärmepolster durch Wedeln abzuführen. Auf diese Weise wird die Haut abgekühlt. Die ersten Fächer waren tatsächlich Wedel aus einfachen, naturgegeben Materialien. Bereits in den frühen Hochkulturen gab es Fächer. In Europa entdeckte man sie in der Renaissance wieder, wo sie in der italienischen Oberschicht bereits ein Teil der damaligen Mode wurden. Damals schon ließen sich Aristokratinnen mit ihren Fächern malen, wie man diversen Bildern im Buch entnehmen kann.
Königin Elisabeth I. (1533- 1603) soll ein Faible für Fächer gehabt haben. Sie besaß 27 Exemplare. Bezogen hat sie diese bei Juwelieren und Parfümeuren, die mit Goldschmieden, Kunstdrechslern und Vergoldern zusammengearbeitet haben.
Nicht nur Frauen, auch Männer trugen Fächer bei sich. Diese bestanden zumeist aus Papier und waren mit amourösen oder verspielten Szenen, Beschreibungen italienischer Städte und witzigen Sprüchen bemalt.
Man liest von der damaligen Innovation aus Fernost, den Faltfächern, die portugiesische Seefahrer von ihren Erkundungsfahrten mitbrachten. Es waren Fächer, die man- der Name lässt es bereits erahnen- zusammenfalten kann. Der Falt- und der Briséfächer spielten die Hauptrollen in den nächsten Jahrhunderten. Wie diese Fächer gestaltet sind, wird im Buch genau erläutert.
Der Siegeszug des Faltfächers forderte das europäische Fächergewerbe heraus. Über dessen Aufstieg und Organisation erfährt man im historischen Teil Wissenswertes.
Sehr gut informiert wird man zudem über die künstlerischen Techniken, Motive und Stilentwicklungen des Fächers. Mal liest über Fächermaler, die sich häufig von Gemälden und Stichen bekannter Künstler inspirieren ließen und mit der Zeit eigene Stilelemente entwickelten.
Des Weiteren erfährt man wie sich die Zeitläufte auf die Fächer auswirkte, wann die letzte Blütezeit des Fächers war und wann die Fächerbranche schließlich zu existieren aufhörte.
Alles hat seine Zeit…. Schade, dass die Zeit des Fächers schon dem Gestern angehört.
Eine wahre Freude ist es, die einzelnen Fächer zu bewundern und die Motive zu studieren. Die Fächer sind alle genau beschrieben und nach Epochen geordnet. Nicht nur die Motive auf dem Papier, sondern auch die kunsthandwerkliche Arbeit der Stäbe fasziniert den Betrachter.
Was es in diesem Bildband zu sehen gibt, entzückt einfach. Der textliche Streifzug durch die Welt der Fächer rundet die Präsentation perfekt ab.
Sehr empfehlenswert
Helga König
Das Buch ist überall im Handel erhältlich
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