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Rezension: #Vogue #Schmuck- #Carol_Woolton- #Prestel

Dieser Prachtband mit dem Titel  "Vogue Schmuck"  von Carol Woolton nimmt mit einem Vorwort von Alexandra Shulmann, der Chefredakteurin der britischen Vogue, seinen Anfang. Sie schreibt dort, dass Schmuck in jeglicher Form seit dem erstmaligen Erscheinen der Vogue im Jahre 1916 für Glamour steht.

Dabei waren es zuallererst die frühen Schwarz-Weiß-Zeichnungen, bis hin zu den Digital erzeugten Bildern im Hier und Heute, die den Betrachter faszinierten. Diamanten, Perlen, kostbare Metalle, Saphire, Rubine aber auch Kristalle sind es, die der Zeitschrift eine besondere Leuchtkraft schenken. Carol Woolton schöpft dabei aus ihrer 14 jährigen Erfahrung als Schmuckredakteurin bei Vogue. 

Wie Shulman vorab schon mal hervorhebt, zeigt das Buch Schmuck keineswegs nur als Verzierung des Körpers. Was sie damit konkret meint, kann man im Verlauf der Motiv-Betrachtungen dann konkret feststellen. 

Die Einführung, die dem Vorwort folgt, beginnt mit drei Fragen: 

Welche Rolle spielt Schmuck in der modernen Welt?

Dient er als Liebespfand, als Statussymbol, als Trophäe einer Eroberung, als Glücksbringer, als Andenken? 

Ist er ein Kunstwerk in Miniatur, ein Anlageobjekt oder einfach nur ein modisches Accessoire?

Interessante Fragen, über die es lohnt, lange nachzudenken.

Für die Leserinnen von Vogue war Schmuck in den vergangenen 100 Jahren immer Orientierungshilfe im sich fortwährend wandelnden Zeitgefüge und zugleich Sinnbild des Looks des jeweiligen Jahrzehnts. 

Untergliedert ist das Buch in die Kapitel: 

Blickfänger 
Rockladys 
Minimalisten
Exoten 
Klassiker 

Die  über 300 gezeigten Fotos in den einzelnen Kapiteln sind alle ausführlich beschrieben. Den Bildabschnitten geht stets ein einführender Text voraus. Blickfänger war immer das Diadem. Es ist ein Symbol für Wohlstand, auch für die Geschichte und den Rang einer Familie. In den 1930er Jahren erlebten Diademe einen Höhepunkt. Grund war die bevorstehende Krönung von George VI. Viele britische adelige Damen ließen sich damals in ihren Hermelincapes und perlenbestickten Satinkleidern in den Vogue-Studios von Cecil Beaton ablichten. 

Heute bestehen diese Blickfänger nicht mehr aus Perlen und Diamanten, stattdessen aus extravaganten Broschen oder Halsbändern und man weiß, dass ein schlichter Kaschmirpulli ein edles, kostbares Schmuckstück ebenso zur Geltung bringt wie ein Abendkleid. Fotos aus unterschiedlichen Jahrzehnten zeigen schöne Frauen mit solchen Blickfängern. So wird auch ein Foto von Prinzessin Anne gezeigt, auf dem sie mit einem Diamantdiadem abgelichtet ist. Norman Parkinson hat sie 1973 auf diese Weise für die Vogue fotografiert. Bezaubernd auch ist ein Foto, dass die Mutter von Queen Elisabeth in einer eleganten, schwarzen Robe zeigt. Ihr Diadem besaß 2678 Diamanten und 17 Opale.

Die vielen unsagbar schönen Frauen konkurrieren im Buch nicht mit dem Schmuck, sondern bilden eine Symbiose mit diesem. Atemberaubende Strahlkraft ist das Ergebnis.

Es ist unmöglich im Rahmen der Rezension auf alle Motive einzugehen. 1925 präsentierte die Vogue auf einem Foto auffällige Accessoires von Cartier. Am Arm eines Mannequins sieht man einen riesigen Solitär und am Handgelenk ein beeindruckendes Armband. Sehr edel und schlicht. Die schöne Cate Blanchett präsentiert  2005 eine gigantische Brosche. Es handelt sich um zweifarbigen Kristallschmuck, der zum pfirsichfarbenen Abendkleid passt. 

Rockladys haben einen rebellischen Geist, erfährt man.  Man nickt hier gerne zustimmend. In den 1970er Jahren entwickelten Marianne Faithfull und Anita Pallenberg ihren glamourösen Groupie-Stil, der durch den Schmuck ihre Macht visualisierte, die sie dadurch gewannen, dass sie gegen Konventionen und Klischees rebellierten. Doch schon weitaus früher rebellierten Frauen auch optisch, beispielsweise, indem sie Ohrringe vormittags bereits trugen. Das galt in den 1920er Jahren als beinahe unanständig. 

Die Aufnahmen des Kapitels  "Rockladys"  sind einzigartig. Da sieht man u.a. Mr. A. M. W. Stirling. Sie ist 97 Jahre alt und hat eine sehr positive, hellwache Ausstrahlung. Die Schriftstellerin trägt so viel Schmuck, dass man fast an einen Christbaum denken muss, doch alles ist bestens aufeinander abgestimmt und gefällt. 1962 ist das Foto von Peter Laurie übrigens entstanden. 

Sehr schön auch ist der Glamour, den Linda Evangelista zur Schau trägt und grandios ist ein Bild, das Mick Jacker und Keith Richards zeigt. Entstanden ist es 2003. Der Schmuck  der beiden Rocker ist wirklich  flippig. 

Minimalisten bestechen durch strenge Linienführung in der Kleidung und durch schlichte, dabei edle Juwelen. Typisch ist das "Kleine Schwarze" von Coco Chanel, das nur eine Perlen- oder Diamantenkette benötigte, um zu glänzen. 

Auch beim Thema Minimalisten werden wieder zahlreiche Fotos aus unterschiedlichen Jahrzehnten präsentiert. Dabei beeindruckt am meisten eine Aufnahme von Patrick Demarchelier, die durch sein elegantes Unterstatement besticht. Zu sehen sind an einer wirklich schönen Frau ein schlichtes Samtkleid und Perlen. 

Des Weiteren lernt man die Exoten kennen. Es handelt sich dabei um antiken Goldschmuck aus Mykene, afrikanische Holzarmreife, Muschel- und Ethnoschmuck. Auch in diesem Fall wird Schmuck aus unterschiedlichen Jahrzehnten präsentiert. Dabei beeindruckt u.a. eine Kette mit Korallen, die als Strandgut seitens Raymond Meier 1997 in Szene gesetzt wurde Vor allem aber fasziniert ein Foto Sophia Lorens aus dem Jahre 1954. Sie trägt einen aquamarinblauen Chiffonturban, in den Perlenschnüren eingeflochten sind und der mit einer Kristallbrosche verziert ist, dazu trägt sie die passenden Ohrringe.  Loren ist eine der ganz wenigen Frauen im Buch, deren Aura eine solche Ausdrucksstärke besitzt, dass der Schmuck bei aller Pracht und Schönheit zweitrangig wird. 

Man staunt über die Vielfalt der  glitzernder Schmuckstücke, vor allem auch über die Tiernachbildungen, so etwa eines Hummers,  diverser Krabbeltiere, auch Schmetterlinge oder gar Schnecken. 

Zum Schluss dann wird man mit den Klassikern konfrontiert. Wie man erfährt, verdankt klassischer Schmuck seine besondere Aura  auch Kunst der Alchemie. Es gibt Schmuckstücke, die das Flair altehrwürdiger Erbstücke besitzen. Dies gilt für Solitärdiamanten, Perlenketten und goldene Armreifen gleichermaßen. 

Wirklich zauberhaft ist eine Illustration von Douglas Pollard aus dem Jahre 1927. Die distanzierte Frauenfigur mit einem anmutigen Kleid aus Chiffon und Samt, dessen Oberteil mit Schmuckelementen aus Türkis und Diamanten beschwert ist. 

Vielleicht mit am schönsten sind die beiden Aufnahmen auf Seite 296. Einerseits ist hier Prinzessin Margret von Cecil Beaton anlässlich Ihres 19. Geburtstages aufgenommen. Sie trägt ein fünfreihiges Perlen-Collier. Traumhaft. Fürstin Gracia Patricia von Monaco zeigt sich auf dem Foto, das David Bailey im Oktober 1966 realisiert hat, in einem dezenten weißen Abendkleid. Sie trägt u.a. Ohrringe mit Diamanten und Rubinen von Van Cleef& Arpels, die obgleich sie groß sind, nicht vom Gesicht ablenken. Das hing wohl damit zusammen, das dieses Anlitz überirdisch schön war. 

Ein  grandioses Buch, in das man sich immer wieder gerne vertieft, um das Geheimnis der Symbiose von edlen Pretiosen und schönen Frauen zu lüften, das so alt ist wie die Menschheit selbst! 

In meinen Augen sind  edle Schmuckstücke kleine Kunstwerke, die durchaus in die  moderne Welt passen, aber niemals einen anderen Zweck erfüllen sollten als eine Symbiose mit der Trägerin einzugehen. Hängen sollte man an Schmuck nicht. Er hat wie alles seine Zeit. 

Das Buch ist in einer hochwertigen Box verborgen und insofern gut geschützt etwa so wie Schmuck in entsprechenden Schatullen. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König   

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Prestel-Verlag und können dort das Buch bestellen. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

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