Charlotte Seelig stellt in diesem Prachtband 150 Jahre Mode vor. Zur Sprache gebracht werden Couturiers, Designer und Marken. Eine Fülle von Fotos macht das Buch zu einem Augenschmaus, zumindest für all jene, die Mode etwas abgewinnen können.
Untergliedert ist das Werk in die Kapitel:
Wie die Mode in Mode kam
Der entfesselte Körper
Verrücktheit versus Vernunft
Die ausstaffierte Frau
Jugendkult und Haute Couture
Sex, Drugs& Rock "N" Roll
Der neue Glamour
Dress for Success
Dress to Kill
Die Modernisten
Mode für die Massen
Mode für Morgen
Begründer der französischen Haute Couture war der Engländer Charles Frederick Worth, der im Jahre 1858 mit seinem schwedischen Partner Boberg eine Couture-Haus in der Rue de la Paix gründete. Er war es, der damit begann, Kleidungsstücke wie Kunstwerke zu signieren. Boberg erfand ein kleines Stoffetikett, das mit seiner Unterschrift bestickt war und das in jedes seiner Modell eingenäht wurde. Auf diese Weise wurde das Markenzeichen geboren. Seine Modelinie selbst soll weniger revolutionär als sein Marketing gewesen sein, (vgl.: S.14).
Schauspielerinnen und Tänzerinnen hatten zu Beginn des letzten Jahrhunderts großen Einfluss auf die Mode. Sarah Bernhardt war damals die einzige Frau, die auch in Hosen Furore machte. Dies kann man auf einem Foto sehr schön nachvollziehen. Man liest von den Reformkleidern, durch die sich Feministinnen aus dem Korsett lösten und vom ersten Designer, dem Franzosen Paul Poiret, der als erster Couturier eine eigenen Parfums entwickelte und 1911 den Hosenrock kreierte.
In der Folge lernt man die "Delphos-Robe" und dessen Schöpfer Mariano Fortuny kennen, der übrigens ein Maler und kein Couturier war. Prägend für die Anfänge der Haute Couture waren neben Worth, Jacques Coucet und Jeanne Paquin die Wienerin Emilie Flöge, die gemeinsam mit ihrem Freund Gustav Klimt das "Wiener Künstlerkleid" entwarf.
Die Freude an sportlicher Betätigung, Tennis, Tanz Skilaufen etc. befreite die Frauen schließlich vom Korsett. Gabrielle Chanel stellte 1913 die erste Sportmode in Jersey vor. Während des Krieges schlossen viele Couture-Häuser und in den "Goldenen Zwanzigern" dann folgten kurze Röcke. Man liest vom "Flapper-Girl" und dem Jugendkult in jenen Jahren. Das Hemdblusenkleid zählte nun zur sportlichen Garderobe. Es betont im Gegensatz zum Flapper-Kleid die Taille. Porträtiert wird u.a. die Visionärin Madeleine Vionnet. Ihre Kleider sollten der weiblichen Figur und deren Rundungen folgen. Dies war damals ein wirklich revolutionärer Gedanke.
Porträtiert wird auch die Modedesignerin Coco Chanel, deren Vorliebe für alles Männliche ihr Leben und ihre Mode bestimmten. Prägend für Mode in den 20er Jahren waren Jean Patou, Edward Molyneux, Lucien Lelong und Jeanne Lanvin. Nach dem Börsenkrach von 1929 kam es in der Modeindustrie in Frankreich zu 10 000 Arbeitslosen und als sich die Menschen von der Krise erholten wurden die Röcke wieder länger, die Mode wurde wieder weiblicher. Sogar Chanel, die Erfinderin der modernen Schlichtheit, entwarf nun Abendkleider. Dies alles wird ausführlich und sehr anschaulich im Buch geschildert.
Anhand von sehr aufschlussreichen Texten, die man unmöglich an dieser Stelle verkürzt wiedergeben kann und aufgrund der vielen Fotos erhält man einen Eindruck von dem Schaffen vieler namhafter Designer. Unter ihnen Elsa Schiaparelli, Christian Dior, Yves Saint Laurent, André Courrèges, Vivienne Westwood, Gianni Versace, Giorgio Armani, Ralph Lauren, Karl Lagerfeld, Jil Sander, Wolfgang Joop und viele andere mehr.
Immer werden diejenigen genannt, die eine Mode-Epoche prägten und darauf aufmerksam gemacht, wo die Schwerpunkte in der Mode jeweils zu suchen sind. Die Mode im Laufe der letzten 150 Jahre zeigt wie die Frauen sich allmählich veränderten. In den "Swinging Sixties" begann ihre finanzielle Unabhängigkeit und auch ihre sexuelle Befreiung, die sich nicht zuletzt durch eine veränderte Mode offenbarte.
Es macht Freude sich an die schönen Abendanzüge für Frauen aus den 1990er Jahren zu erinnern, aber auch an die Minikleider der späten 1960er Jahre. Namen wie Pierre Cardin, Mary Quant und Paco Rabanne werden thematisiert und viele andere, die heute schon fast vergessen sind.
Begeistert bin ich von der Mode John Gallianos, die von sehr viel Fantasie zeugt, aber letztlich schwer tragbar ist.
Meine persönlichen Favoriten sind Giorgio Armani, dessen Kleidung ich seit vielen Jahren sehr schätze, weil sie zurückhaltend und dabei qualitativ überaus hochwertig ist. Armani und seine Arbeiten werden sehr gut im Buch porträtiert. Das gilt auch für Ralph Lauren, dessen Mode ich seit vielen Jahren in erster Linie trage, weil sie meinen Vorstellungen am meisten entgegen kommt.
Die Erfolgsstory von Jil Sander hat man Gelegenheit nachzulesen. Ich mochte ihre Mode schon in den 1980ern und schwor lange auf sie bis ich Armani entdeckte, dessen Abendanzüge für Frauen nicht ganz so puristisch sind. Ein im vorliegenden Buch gezeigtes Hemdblusenkleid finde ich traumhaft schön in seiner Schlichtheit.
Wolfgang Joops Modezeichnungen sind wirkliche Kunstwerke. Schön, dass man sich im Buch ihrer erfreuen darf. Lässig und innovativ sind die Kreationen von Stella Mc Cartney, die eine Vorreiterin des Öko-Ethik-Trends ist, wie man erfährt.
Ein schönes Buch, dass modeinteressierte Menschen sofort begeistern wird und verdeutlicht, wie schön es ist eine Frau zu sein.:-))
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